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Forschungsvorhaben: Arts-based Learning personaler und sozialer Kompetenzen im Projektmanagement von Veranstaltungen – Entwicklung und Evaluation kunstbasierter Trainingsformate //

 

Veranstaltungen sind komplexe Dienstleistungen, die auf einen Termin hin erstellt werden. Dies erfordert ebenso Fähigkeit zu Kommunikation und Kooperation in projektorientierten Unternehmensnetzwerken wie Durchsetzungsbereitschaft und Konfliktfähigkeit. Die Kompetenzanforderungen in der Veranstaltungsbranche vereinen also fachliche, methodische und soziale Kompetenzen. In der Untersuchung zu den Kompetenzanforderungen und zur Kompetenzentwicklung von Führungskräften in der Veranstaltungsbranche werden daher zunächst die Besonderheiten der Veranstaltungsbranche identifiziert und bewertet, um daraus die Kompetenzanforderungen für Führungskräfte in der Branche abzuleiten. Hierzu wird der Begriff der Kompetenz genauer eingegrenzt und eine branchenspezifische Kompetenzanforderung entwickelt. In einer Befragung von Führungskräften aus der Veranstaltungsbranche werden die theoretisch begründeten Kompetenzanforderungen zum einen mit den durch die Ausbildung vermittelten Kompetenzen verglichen und zum anderen mit den praktischen Anforderungen auf Basis der Ergebnisse der Befragung abgeglichen.

Umgang mit dem Scheitern von Events

Die Veranstaltungsbranche ist eine noch recht junge Branche, in der sich erst langsam qualifizierte Ausbildungswege und Hochschulabschlüsse durchsetzen. Die Ausbildungsberufe zum Veranstaltungstechniker bzw. zur Kauffrau und Kaufmann für audiovisuelle Medien wurden 1998 gegründet. Seit 2001 existiert der Ausbildungsgang zum Veranstaltungskaufmann bzw. zur Veranstaltungskauffrau. Der Ingenieursstudiengang des Theatertechnikers bzw. seit Aufteilung des Studiengangs zum Veranstaltungstechniker besteht seit 25 Jahren. Fünf staatliche und 22 private Hochschulen bieten in Deutschland derzeit Bachelor- und/oder Masterstudiengänge im Veranstaltungsmanagement bzw. Event-Management an. Eine größere Anzahl von Anbietern vermittelt Grundkenntnisse in Lehrgängen, Workshops oder zertifizierten Qualifizierungsangeboten. Während die Ausbildungsschwerpunkte der Ausbildungsberufe mit dem Curriculum der überbetrieblichen Ausbildung bundesweit vereinheitlicht ist, bestehen große Unterschiede im betrieblichen Teil der Ausbildung, denn die Veranstaltungsbranche ist heterogen strukturiert und eine Ausbildung kann sowohl in einem stark planenden oder künstlerischen Betrieb, aber auch in einem sehr technischen Umfeld in der Durchführung erfolgen. Entsprechend unterschiedlich sind die fachlichen Kompetenzen. Die Schwerpunkte der Hochschulausbildungen sind trotz vergleichbarem Abschluss in starkem Maße abhängig von der Ausrichtung der Hochschule sowie der Zuordnung zu den jeweiligen Fakultäten bzw. Fachbereichen.
Charakteristisch sind Spielstätten, bühnentechnische Betriebe, Produktionsstätten für szenische Darstellungen, Messe- und Dekorationsbaufirmen, Unternehmen der Meeting Incentive Congress Event (MICE) Branche, die als Full Service Agentur oder Spezialanbieter am Markt aktiv sind, Konzert- und Tourneeveranstalter oder Künstleragenturen. Hinzu kommen veranstaltungstechnische Dienstleister, wie Firmen aus den Bereichen Sicherheit und Personal, Catering, Bühnenbau sowie Unternehmen für audiovisuelle Mediengestaltung, Werbe- und Printmedien. Die Zuordnungen im Nomenclature statistique des activités économiques dans la Communauté européenne (NACE-Code) zur statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft macht diese heterogene Struktur deutlich. Dem Branchenverzeichnis der Europäischen Gemeinschaft folgend, können die Bereiche Event – Caterer [56.21], Messe-, Ausstellungs- und Kongressveranstalter [82.3] einem eigenen Wirtschaftszweig zugeordnet werden. Ebenso bilden kreative, künstlerische und unterhaltsame Tätigkeiten einen eigenen Branchenzweig. Dazu zählt auch der Betrieb von Kultur- und Unterhaltungseinrichtungen [90.0] (vgl. Europäische Kommission 2008, S. 81. ff). Aus den elf Teilmärkten der Kultur- und Kreativwirtschaft lassen sich weitere Teilbereiche der Branche zuordnen. Der Teilbereich Musikwirtschaft beinhaltet Theater- und Konzertveranstalter, Konzertdirektionen, Agenturen, Musicalbühnen und Musiktheaterproduktionen. Die Grenzen zu den Teilbereichen „Markt für darstellende Künste“ sowie „Designwirtschaft“ und „Werbemarkt“ sind fließend (vgl. Söndermann 2011, S. 41f.).

Die Veranstaltungsbranche ist daher nicht als einzelner eindeutiger Wirtschaftszweig zu verstehen, sondern als Konglomerat unterschiedlicher Wirtschaftsbereiche, in denen „sowohl die unterschiedlichen Veranstaltungsarten und –formen (z.B. Messen, Konzerte, Ausstellungen, Theateraufführungen, Tagungen, Events usw.) als auch die unterschiedlich ausgerichteten Betriebe und Organisationen, für die Planung, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen einen wesentlichen Tätigkeitsschwerpunkt bilden (z.B. Konzertveranstalter, Messegesellschaften, Messebaufachunternehmen, Stadtmarketingagenturen usw. ), zu fassen seien.“ (BIBB o.J., S. 1)  Zunächst gilt es also die unterschiedlichen Teilbereiche der Veranstaltungsbranche genauer einzuordnen und damit die Schwerpunkte der Tätigkeitsfelder zu charakterisieren, um daraus im nächsten Schritt abzuleiten, welche besonderen Kompetenzanforderungen Führungskräfte in der Veranstaltungsbranche genügen müssen. Dabei werden die Akteure im Veranstaltungsmanagement und die notwendige Zusammenarbeit im Rahmen der Planung und Durchführung einer Veranstaltung erläutert.

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